Wann? Donnerstag 09.05.202414:00 Uhr

Paysages variés

Wo? 53, rue Grande-Duchesse Charlotte, L-7520 Mersch Kunst, Kultur & Literatur

Raymond Clement, Paul Bertemes

DE 

Fotografieren heißt sehen.
Sehen lernen, auch Gesehenes vermitteln.

Fotografie wird immer noch gern mit der Dokumentation von Realität gleichgestellt. Dabei ist Fotografie mehr. Sie ist schon längst zu einem künstlerischen Medium geworden, das wie alle Ausdrucksformen im künstlerischen Schaffen eine große Freiheit in der Gestaltung erlaubt – vorausgesetzt, der Autor beherrscht die technische Seite seines Vorgehens.

Dabei gilt: Nicht die Kamera macht das Bild, sondern der Fotograf, der die Kamera bedient. Und dann ist da auch noch die Verarbeitung des aufgenommenen Bildes – nach der Aufnahme die Dunkelkammertechnik und/oder die digitalen Verarbeitungsprozesse, das alles sind die zu beherrschenden Instrumente, um Gesehenes in ein Bild umzusetzen.

Der luxemburgische Fotograf Raymond Clement ist ein Foto-Künstler, der bereits eine weite Strecke auf diesem Weg zurückgelegt hat, der in konsequenter und kontinuierlicher Arbeit seinen Stil entwickelt hat und weiter ausbaut.

In der Landschafts-, Natur- und Strukturfotografie von Raymond Clement geht es um „Land sehen“ im besten Sinne des Wortes, um präzise Beobachtung von Natur, Raum, Licht, Struktur, Rhythmus, Stimmung, Stille, Bewegung, Nähe, Ferne, es geht um das Ineinanderfließen von Makro- und Mikrowelten. Es geht um fotografische Präzisionsarbeit, um Augen-Blicke, die gemeinsam mit persönlichen inneren Empfindungen durch bewusstes Steuern und Aufbauen zu neuen, weiterführenden Kunstansichten verdichtet werden.

Luft, Wasser, Erde, Feuer sind für Raymond Clement so etwas wie die Grundlagenforschung seiner Landschaftsaufnahmen. Vulkanlandschaften, Sonnenlichteinflüsse, vom Wind bewegte Pflanzen, Erdstrukturen, Himmel und Wolken, Maserungen in Steinen und Hölzern, organisches Wachsen… aus diesen Bestandteilen setzt sich seine Landschaftsfotografie zusammen.

Es ist wenig verwunderlich, dass der Fotograf gerade in dem Zusammenhang gerne auf den großen Maler der deutschen Frühromantik, Caspar David Friedrich (1774-1880), verweist. Insbesondere mit seinem Bild „Eismeer“ schuf dieser Meister der Komposition die Grundlagen für eine neue, offene künstlerische Auffassung des Naturraums, eine Vision, die weit über den reinen dokumentarischen Observationscharakter von Natur hinausreicht.

Der bekannte Ausspruch von Caspar David Friedrich: „Der Maler soll nicht bloß malen, was er vor sich sieht, sondern auch was er in sich sieht. Sieht er aber nichts in sich, so unterlasse er auch zu malen, was er vor sich sieht“ steht in voller geistiger Verwandtschaft zu Raymond Clements Überzeugung, was auch Fotografie leisten sollte.

In allen Bildern, die mit Natur zu tun haben, spürt er mit präzisem Beobachtungsvermögen und unverfälschter Sensibilität natürliche Figurationen auf, aber auch Spuren, die von menschlichen Eingriffen zeugen. Das Gesehene, das Erlebte, verdichtet er dann zu spannungsvollen, dennoch stets harmonischen Bildern.

Viele der fotografischen Arbeiten muten an wie konzentrierte Ausschnitte aus großen Natur-Szenarien, die zu grafischen Einheiten gestaltet werden. Das Einfache ist die Königin der Kunst, sagen viele Künstler. Nicht das effekthaschende, grandiose Moment wird betont, sondern eher das Unprätentiöse in seiner oft faszinierenden, minimalistischen Sprache.
Alle Werke von Raymond Clement entstehen aus einem intensiven Dialog mit der Natur. Sie sind Synthesen aus subjektivem Wissen um Form und Farbe, aus technischer Perfektion und aus visueller Sensibilität und erlebter Natursubstanz. Hier sind wir weit entfernt von jeglicher bloß schönen Postkarten-Fotografie.

In den Strukturbildern verschwindet die Grenze zwischen Makro- und Mikrokosmos, die Welt kann sich in einer Felsenmaserung oder im Aderngefüge einer Pflanze spiegeln.  Solches Vorgehen verlangt vom Fotografen, nicht nur auf die Dinge zu sehen, sondern sie in ihrem Innern, in ihrem Wesen, in ihrer Seele zu erkennen.

Der saarländische Bildhauer Paul Schneider sagte: „Einen Stein versteht man nur, wenn man das will.“ Es gehe nicht nur um die intellektuelle oder die visuelle, die ästhetische Annäherung. „Den Stein muss man auch erfühlen.“ Genau das ist der Weg, den Raymond Clement in seinen Strukturbildern kontinuierlich geht und dabei keine Angst hat, die eigene Arbeit kritisch zu hinterfragen.

Paul Bertemes, mediArt
Kurator der Ausstellung

© echo.lu
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Veranstaltungsort

Adresse: Mierscher Kulturhaus
53, rue Grande-Duchesse Charlotte
L-7520 Mersch
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